Kaleidoskop

Wir haben ein Episodengedächtnis. Die komplexen Verläufe des Lebens, wir erinnern sie in Form von Kapiteln und Episoden. Viele Bildergeschichten in Verbindung mit Emotionen sind in uns gespeichert. Sie entfalten ihre Wirklichkeit, sobald wir uns auf sie zurückbesinnen. Jetzt fallen sie, wie die bunten Scherben in einem Kaleidoskop zu Mustern und Formen. Sie legen sich zusammen und bringen Dich zurück –

fallenlassen

und im Fallen, während sie sich formieren, duftet es wieder wie damals -und Deine Umarmungen – wie feste sie waren –

Deine Mimik und Deine brummelige Stimme – wie Du, wenn Du etwas nicht leiden mochtest, das Schnackgeräusch gemacht hast –

und Deine Art zu tanzen, allein, wie ein Bär – und, wie ich gefühlt, tausende Male auf Deinen Schuhen stehend, mit Dir getanzt habe – bis Du mich, als ich erwachsen geworden war, bei meiner Hochzeit in Deinen väterlichen Armen gewogen hast –

Deine Hand, dieses besondere Gefühl, Deiner Hand -meine kleine Hand in Deiner großen Hand, so besonders –

und wie wir uns da auch, wie so oft, wortlos verstanden haben – und wie ich mich jedoch immer nach den tiefen Gesprächen mit Dir gesehnt habe, die wir erst führten, als wir beide wussten, wir haben sie nicht mehr, die Zeit….

Die Zeit, die es jetzt braucht, bis sich die Muster und Formen des Kaleidoskops formieren – auf meiner Uhr ist sie kurz, die Zeit- in meinem Herzen dauert sie ewig.

jetzt

Und es tut gut, all die Kapitel und Episoden, als das zu erkennen, was immer noch da ist, jetzt. Ich kann die Fraktale unseres Miteinanders immer wieder aufschütteln und im Fallen sehen, wie sie in unendlichen Formen und immer wieder da sind. Und doch ist alles anders, jetzt.

Die Gegenwart schwingt mit der Erinnerung. Du bist immer Teil meines Lebens, unseres Lebens. Und ich vermisse Dich. Wir vermissen Dich, Papa.

Sieben Jahre her – einen Wimpernschlag entfernt – und doch für immer bei mir.

Wir sehen uns, Manu Dillenburg-Lux