Das A und O

Gesucht: Inspiration

Planlosigkeit bringt eine größere Freiheit im Kopf mit sich. Planlos gelingt es leichter, sich bietende Chancen zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Welche Chancen bieten sich denn aktuell, wo ich doch aufgrund der Corona Pandemie inzwischen mehrmals täglich planlos in der Wohnküche herumlaufe?

Nein! Ich meine das nicht ironisch. Ironie ist ein Ventil bei Resignation. An dem Punkt war ich bislang nicht. Und irgendwie gehört es auch nicht zu meinen Talenten, zu resignieren und leicht aufzugeben.

Es liegt allerdings eine Paradoxie in der derzeitigen Situation vor: Einerseits ist da die große Freiheit, keinen bestimmten Plan zu haben, andererseits ist mein Kopf voll von tausend Gedanken – Berufskrankheit.

Fast jeder scheint aktuell etwas immanent Wichtiges zu vermissen. Gemeinsam erleben wir, dass viele Bereiche schon sehr lange und für noch unbestimmte Zeit, mit Einschränkungen verbunden sind. Jammern ist ein NoGo, keine Frage. Es ist beschämend, nicht nur in Zeiten der Pandemie, wenn man in einer der elitären Industrienationen lebt.

Allerdings ist die Frage, wie wir miteinander Wirklichkeit gestalten, als Familie im Kleinen, als Gesellschaft im Großen. Mich interessiert dabei ja immer, wie wir unterdessen miteinander eine ansteckende Gesundheit verbreiten können.

Ja, Mann, das ist im aktuellen Geschehen zum Glück für immer mehr Menschen auf der Welt das Thema. Und es ist wirklich extrem viel Spannung in der Luft.

Im Nachgang politischer Diskussionen und Entscheidungen kristallisieren sich Nebeneffekte für alle Ebenen unseres Zusammenlebens heraus. Am Anfang sind diese weitgehend unerkannt. Irgendwann entsteht eine leise Unruhe, mit der sich dann auch jede Veränderung in den Körpern befindet.

Gespürt: Kribbeln

Es kribbelt ganz deutlich da und dort. Um das zu erkennen, muss man definitiv nicht studiert haben. Wir machen aktuell alle ein erfahrungsorientiertes Lernen in puncto Komplexität durch. So gesehen, ist wirklich nicht alles schlecht. Was und wer sich jetzt, wie weiterentwickelt, ist dabei interessant.

Ich sehe, auch im eigenen Interesse, viel lieber auf das Gute und erachte es sinnvoll, dabei mit allen Sinnen realistisch zu bleiben. Und so lässt sich das Gute nur richtig auspacken und nachhaltig weiterverarbeiten, wenn man bereit ist, sich auch mit dem weniger Guten drumherum zu befassen.

Heute sagte jemand, der in einem systemrelevanten Beruf die ganze Zeit zwar weiterarbeiten kann und deshalb auch sehr dankbar und demütig ist – die Frage nach den Freuden, mit denen man sich bisher das Leben nach getaner Arbeit versüßt habe, bleibe jedoch aktuell eine Herausforderung, bei der jeder sich nur selbst neue Lösungen suchen kann.

Und genau das ist das Neue für viele von uns hier in den Industrienationen, in denen wir mit dem Konsum und schönem Ambiente, also mit Äußerlichkeiten unser Leben schön machen, womit wir uns in gewisser Weise immer auch ein Bisschen versklaven. Wir müssen selbst den Hintern hochbekommen, wir müssen lernen, aus uns selbst heraus, für uns etwas Gutes zu tun.

Wir müssen uns in einer Weise emanzipieren, ausbrechen aus dem Gewohnten – und – Achtung, jetzt kommt die Bodenwelle – dabei mit Umsicht und Rücksicht und Weitsicht auf die besonderen Tücken dieses Virus achten. Also, das ist doch nicht so schlecht, meine ich. Wir wollen doch auch alle behandelt werden, wie mündige Erwachsene. Das können wir doch auch beweisen, indem wir uns eben von manchem wieder selbst befreien.

Wir haben uns Belohnungskonzepte anerzogen. Wir sind geübt darin, diese zu genießen. Wir werden permanent darin bestärkt, dass wir diese Zückerchen brauchen. Mit der Idee einer schönen Emotion verknüpft, haben wir uns bereitwillig darin geübt, uns mit verschiedenen käuflichen Dingen oder Tätigkeiten dafür zu belohnen, dass wir so brav funktionieren. Weil wir es uns wert sind, wir braven Hamster.

Dabei brauchen wir diese Dinge oder Tätigkeiten eben nicht unbedingt. Sondern eben meistens nur deshalb, weil sie uns begehrlich gemacht wurden, indem sie uns, mit Emotionen verknüpft, vermittelt wurden. Aktuell sind einige dieser Goodies nicht mehr verfügbar. Und wer weiß, wie lange noch? Das führt kurzerhand dazu, dass unsere Begierde noch mehr steigt.

Langsam – so wird uns bewusst, welche Qualität wir jetzt wirklich brauchen. Unterwegs kommen wir zur Besinnung und können! damit zu der Erkenntnis kommen, dass manche dieser Dinge auch nur Ersatzbefriedigungen sind, die für uns nur einen kurzfristigen Ausbruch aus dem Rädchen bieten.

Möglich, wir kommen zu besseren Entscheidungen. Möglich, wir kommen zu neuem Verhalten und besserem Blick für Dinge, die uns dann einen gesunden und zufriedenstellenden und damit heilsamen Mehrwert für unser Leben bringen. Alles ist möglich! Aber nicht alles ist gut. Also auch hamstern und Hamsterbäckchen anfuttern nicht unbedingt. So weit sind wir schon.

Es gibt Licht am Ende des Tunnels. Und es gibt auch unterwegs schon einige Leuchten und viele Sterne. Wäre eine schöne Aktivität in diesen Tagen, danach hinter den Wolken Ausschau zu halten.

Bestellt: Humor

Ich wünschte, ich hätte wieder mehr solcher Begegnungen und Gespräche, wie das oben Erwähnte. Ich brauche wieder mehr Gelegenheiten zum guten Austausch und guten Kontakt in Gemeinschaften. Um meinen Humor zu erfrischen, den ich nur dann wirklich erleben kann. Humor hab ich hier allein in meiner Wohnküche wirklich nicht. Denn auch Selbstironie ist nur ein Ventil der Resignation.

Das Hausfrauensyndrom, das mich allmählich zum zweiten Mal in meinem Leben mit großen Glupschaugen aus dem Spiegel heraus ansieht, nehme ich aus diesem Grund sehr ernst. Bekanntermaßen zeigen auch Hausmänner solche Anzeichen, oder Menschen in anderen stupiden Tätigkeiten. Hinter mir persönlich, stehen die Spukgestalten der weiblichen Vorfahren, die sich darüber grämen, dass die Women’s Liberation, für die sie sich so tapfer eingesetzt haben, auch schon bessere Zeiten gesehen hat, als diese.

Es geht immer und überall um Wertschätzung. Und Wertschätzung braucht Zeit und eine Aufmerksamkeit füreinander, mit allen Sinnen. Also Herrje, das ist eine Frage der Prioritäten. Herrschaftzeiten noch einmal!

Überprüft doch in eigener Sache, für Eure eigene Gesundheit, ob Ihr Eure Prioritäten überhaupt allein gesetzt habt. Und von wem Ihr Euch Eure Prioritäten habt einreden lassen. Aus der Innensicht der Wohnküche betrachtet, ist auch das ein wolkenverhangenes Trauerspiel. Es gibt allerdings auch da einen Weg raus. Ein Stückchen Himmel halte ich mir immer frei. Und auch da leuchten unterwegs einige Sterne ganz hell.

Verflucht: Hausfrau

Danke, ihr Spukschwestern, dass ihr mich ermahnt, an meinem Standpunkt festzuhalten. Wenn das das neue Normal ist, planlos in der Wohnküche herumzulaufen, will ich das so nicht. Ich will partout etwas zustande bringen. Bedauerlicherweise stehe ich mir genau damit manchmal selbst im Weg. Heute bockt mein Ego gewaltig und auf diesem Weg, über die Aggression findet sich eine Menge Potential.

Allerdings ist das von jeher genau die Power, die es braucht, um ins kreative Tun zu kommen. Es fühlt es sich so an, als ob meine heutige Vorstellung des kreativen Schaffens von der normkonformen Ausgabe der charmanten Blümchenkreativität abweicht. Was bislang da und dort gut funktioniert hat – und zu den netten Blüten und Blümchen in Haus und Garten geführt hat – heute kommt mir dazu nicht das Geringste in den Sinn. Anscheinend ist Stillstand angesagt. Doch ich tigere weiter herum, während meine Großmütter, meine Mutter und zahllose Schwestern im Kampf für Gleichberechtigung, im fröhlichen Reigen umherspuken.

Die Idee ist, zur Überbrückung dieser langatmigen Pandemiephase, brauche ich auch für mich selbst einen gesunden kreativen Notausgang. Also taste ich in Gedanken aus allen Richtungen die gegenwärtige Situation ab. Wie immer zeigen Präsenz und Lebensnähe, was zu tun ist. Sondiere ich also die Möglichkeiten:

Nullpunkt

Möglichkeit a) Ich kann meine Einstellung ändern und mir sagen: hey, großartig, ich verfeinere meine haushälterischen Fähigkeiten, mit oder ohne Mari Kondo, bei meiner Wohnraumordnung, beackere den Garten permakulturell, pflanze ein Apfelbäumchen, koche das eine aus und das andere ein, bügele meine und seine Wäsche, dabei chante ich zenbuddhistische Mantren und erfreue mein Herz damit, ab jetzt eine ganz tolle Ehefrau, Mutter, Schwiegertochter zu sein, beziehungsweise doch endlich zu werden. Bemerkung am Rande: De facto bin ich das schon lange.

Möglichkeit b) ich meditiere meinen Ärger über die mangelnde Wertschätzung meines Tuns und meiner sonstigen Bedürfnisse und arbeite in meinem ungewollten Retreat daran, nicht mehr mich selbst zu ärgern, sondern etwas Besseres aus diesem Energiestau zu machen,…mit Rötel, Öl, Acryl, Kohle, Pastell, Eierlikör oder Frittenfett, vielleicht ist es ja Zeit, das zweite Standbein aus der non-monetary zone herauszuholen.

Möglichkeit c) abwarten – und da habe ich mir dann von Sepp Maier das berühmte Zitat gemerkt, der einmal gesagt hat: Ein Torwart muss Ruhe ausstrahlen. Er muss aber aufpassen, dass er dabei nicht einschläft

Prompt erinnere ich mich, dass Depression immer eine Form eingeschlafener Kreativität ist. Bloß nicht! Und so empfinde ich es aktuell, als das Wesentliche, klug meinen eigenen Energiehaushalt auszubalancieren – Anspannung – Entspannung – Anspannung.

Bei der Frage, was ich denn jetzt brauche, damit ich aus dem Quark komme, lautet die Antwort – Überraschung – nicht Selbstdisziplin, sondern Vertrauen und Liebe.

Mit dem Vertrauen in die eigene Urteils- und Entscheidungsfähigkeit und mit einer guten Portion Selbstliebe, ist es dann auch leichter, in diesem aktuellen Kontext, nicht ins Selbstzerstörerische abzurutschen.

Sich selbst Zeit geben, sich selbst wertschätzen und dann eine gute Auswahl zu treffen. Tough bestmöglich für sich selbst zu sorgen, das ist jetzt das Gebot der Stunde.

Es ist tröstlich, auch für sich selbst alles mit Bedacht im rechten Maß zu tun. Mitgefühl für sich selbst zu entwickeln und Selbstfürsorge zu betreiben, bedeutet auch, sich nicht beirren lassen, von den apokalyptischen Reitern, die derzeit durch alle Medien galoppieren.

Gerade, weil wir jetzt mit unserer körperlichen Zerbrechlichkeit konfrontiert werden, ist es gut, die innere Einheit zu finden und mit ihr in Kontakt zu bleiben. Da sind Ängste vor Tod und Siechtum. Punkt, da sind wir jetzt. Es geht um die Akzeptanz, dass jeder von uns sterblich ist.

Mit dem Seelenwesen, das wir sind, unserer Empfindsamkeit in Berührung zu kommen, ist in diesem Tagen unausweichlich. Diesen Kontakt zu halten, darauf zu vertrauen, dass auch das vorbei geht, ist total wichtig. Dranbleiben, auch und gerade, wenn die Emotionen unangenehm sind. Um sich mit den anderen in dieser unmittelbaren Nähe auszutauschen, abzugleichen und friedlich auseinanderzusetzen, ist es wichtig, seine eigenen unangenehmen Gefühle anzuerkennen. Dann erst lassen sie sich benennen und entsprechend der individuellen Bedürfnisse umwandeln. Alleinsein ist also bedingt auch wichtig, um sich selbst gut wahrzunehmen. Der Kommunikationsprozess braucht gute Wahrnehmung und damit eben auch Zeit.

Es ist erforderlich und heilsam mit dem Partner, den Kindern, den Lieben. Weil jeder und jede betroffen ist, von dieser Situation, auch wenn man es nicht jedem offen zuschreibt oder anmerkt.

Genauer in die Gemeinschaft hinspüren, ist nicht nur erforderlich, sondern not-wendend und, ja, derzeit auch noch erschwert, durch die Maske, fehlende körperliche Berührungen etc.

Also besser peilen, als sonst, ist gut und gern auch mal in die Hocke gehen, den Kindern geht es nämlich auch besonders schlecht. Und da auch bitte wieder besonders hingucken, gerade bei den Braven.

Wir sitzen alle in einem Boot auf diesem Fluss. Gelegentlich schippert auch jeder in seinem eigenen Paddelböötchen. Nicht jeder, der mal scheisse drauf ist, ist gleich auf dem falschen Dampfer. Solange unsere Seelen einander noch berühren, wir etwas füreinander empfinden, können wir dranbleiben, eben nicht resignieren. Deshalb ist es gut, sich Zeit zu geben, auf sein Gefühl, auf sein Herz zu hören.

Das heißt auch, damit den unangenehmen Begleiterscheinungen, wie Kontaktbeschränkungen einerseits und Medienflut andererseits zu trotzen, indem man sich selbst der beste Freund, die beste Freundin ist und dann selbstverständlich seine Freunde, seine Lieben mitnimmt, egal wie das gehen kann. Weil Sie unser Leben sind. Unsere größte Chance liegt also, wie schon immer, in uns selbst.

Gebraucht: Liebe

All You Need Is Love. Mir fehlen, wie so vielen Menschen aktuell, die bunten zwischenpersönlichen Begegnungen, die ich sonst so reichlich habe. Sie liefern immer wieder Frohsinn, Lebenslust und andere schöne Impulse, aktivieren, fordern heraus und begeistern mich und wecken die gemeinsamen Lebensgeister, durch das Zusammenspiel der ungeahnten Kräfte, die wir alle in uns tragen.

Aktuell schwingt bei jeder Begegnung, selbst mit den Menschen der eigenen Wohngemeinschaft, der Geist der potentiellen Ansteckung mit und das verrückt das Bild schon so gravierend, dass unweigerlich das Bedürfnis aus dem Unterbewusstsein kommt, zu schlafen, bis alles vorbei ist. – Wieso kommt mir jetzt gerade Sleepy Hollow in den Sinn? – Egal.

So, wie ich mich kenne, ist das vollkommen konträr zu meiner Mentalität. Totstellen geht eine Weile in Ordnung, allerdings brodelt mein Bedürfnis ins Tun zu kommen, im Untergrund und es ist eine Frage der Zeit, wann ich wieder aktiv werde. Ich liebe meinen Beruf. Und ich liebe meine Unabhängigkeit. Wie eine Kerze die Luft braucht, um zu brennen, braucht mein Tun die Begegnung. Und meine Begegnungen brauchen den Raum.

Wir alle brauchen für echte Qualität der Kommunikation und unsere ganzheitliche Gesundheit vollen körpersprachlichen Sichtkontakt und wie wir alle auch die eine oder andere ebenso taktvolle wie flüchtige Berührung. Ein batteriebetriebenes Teelicht bringt nicht die gleiche Qualität, wie die offene Flamme. Und die offene Flamme braucht den Sauerstoff, damit sie brennen kann. Ich brenne für Zwischenmenschliches.

Und ich weiß, dass wir Menschen alle intuitiv wissen, dass wir den guten Kontakt mit allen Sinnen untereinander mehr als alles andere brauchen. Deshalb bin ich, Realist, zu 100% sicher, nach dieser Ausnahmesituation wird es ein Leichtes sein, einander darauf zu einigen, dass wir uns diese Qualität wo immer möglich zurückerobern werden. Yippieh – Yah- Yeah, Schweinebacke.

Unnötig: Angst

Ich will ein Lichtermeer aus Feuerzeugen und nicht diese kastrierte Handyarmada, die man neuerdings in den Konzerthallen eingeführt hat. Oh, Mann, mir kommen noch viele Analogien in den Sinn, die alle danach schreien, dass es wieder gefühlsecht miteinander wird. Möge sich mit dieser Pandemieerfahrung auf diesen Ebenen jede Menge Gutes tun und uns auf einer neuen Welle der Lebenslust all die guten Sitten wiederbringen, mit denen wir der Angst trotzen, indem wir Ja zum Miteinander sagen und das Gemeinschaftsleben wieder als das Fest würdigen, das es ist.

Nötig: Kraft

Kraft macht keinen Lärm. Sie ist da und wirkt. (Albert Schweitzer)

In diesem Sinne mach ich heute alles mal ganz gemütlich und mit Ruhe. Der Lärm geht ja wieder und die Stille bleibt.

Das Alpha und das Omega…der ewige Kreislauf, diese Offenbarung ist doch ein gutes Bild in diesen Zeiten.

Machen wir das Beste daraus. Und teilen wir unsere Kraft gut ein. Das Ding scheint ja ein besonderer Marathon zu werden.

Habe fertig….

Wir sehen uns, Manu Dillenburg-Lux