Spiegelei

Ich kann schon mal blöd gucken.

Solch eine Situation gab es neulich. Da sind wohl meine Gesichtszüge erstarrt, während ich, in einer an sich lockeren Gesprächsrunde nach dem Sport, für mich hin sinnierte. Ins Freie stieren, das mache ich manchmal.

Dieses so glückselige Tagträumen am Fenster hinaus, hat in meiner Schulzeit einen Lehrer so furchtbar gestört, dass dieser sich zu dem unsinnigen Satz hinreißen ließ: „Dillenburg, Phantasie gehört nicht in den Unterricht“

Jeder blamiert sich, so gut er kann.

Auch die, ansonsten so sehr positiv von mir geschätzte, Gesprächspartnerin, fühlte sich jetzt offenbar durch mich sehr gestört. Sie kommentierte: „Mach nicht so ein Gesicht. Du bist hübscher, wenn Du lächelst.“

Wie gesagt, das passiert mir gelegentlich. Besonders, wenn ich das Stückchen Himmel über mir genieße und frei von Gedanken, einfach nur mit allem im Flow bin.

Einfach auf den Wellen eines Smalltalks mitzuschwingen, wie sehr ich das gemeinsame Dasein genießen kann, wenn ich dabei einmal alle Gedanken loslasse.

Sinnierend stelle ich dabei auf eine Art Trance um. Da ist dann ein Grundrauschen und ich bin nicht nur auf einen Gesprächspartner konzentriert. Ich beteilige mich dann am Talk bewusst nicht verbal. Es würde dann auch weniger gut funktionieren, denn ich nehme in solchen Momenten eher die Gesamtsituation in ihrem Verlauf wahr. Ich kann also nicht mal sagen, an was ich dann denke, ob ich überhaupt denke. Es ist eher so ein Fühlen, ein Schweben, neben oder über der Situation.

Irritation

Durch die Ansprache war ich kurz irritiert, bin dann aber weiter in meinem Fluss geblieben. Mit ihrem Kommentar, zu meinem besonderen Gesichtsausdruck, hat sie mich in der Runde bloßgestellt und bewirkt, dass ihre Freundin mich hinterher in einem Telefonat persönlich gefragt hat, ob es mir gut gehe. Was für ein Aufwand, nur wegen meines blöden Gesichts, dachte ich.

Alles ist möglich – ignorieren nicht.

Ärgern muss ich mich nicht, denn ich mag ja lieber schöne Gefühle füttern. Also rekonstruierte ich die Situation für mich im Rückspiegel. Es war mir dort sehr gut gegangen. Denn, wie ich mich jetzt erinnerte, war ich entspannt vom Sport, hatte inzwischen den gewünschten Appetit, weil es um elf Uhr noch kein Frühstück für mich gab. Und zu den Themen der Bekannten wollte ich zu dem Zeitpunkt keine Meinung bilden.

Danke, mir ging es gut und mir geht es immer noch gut.

Und nur für mich führe ich den Gedanken fort:

auch mit diesem entgleisten Gesicht.

Spieglein, Spieglein an der Wand…nicht alles ist mir interessant

Wir sehen uns, Manu Dillenburg-Lux