Sternzeichen Hornochse

Ochs vorm Berg

Was ist zu tun, wenn einem so die Worte fehlen?

Was passiert hier jetzt gerade? Es scheint unbeschreiblich. Wie verhalte ich mich jetzt am Besten? Ich frage mich, wie man überhaupt zu so etwas kommt? Das Ding ist das Folgende: da wird die Verabredung zum Miteinander jetzt schlicht ignoriert. Der Andere kommt gar nicht an, am gemeinsam verabredeten Treffpunkt. Es ist, wie so oft in letzter Zeit. Körperlich sitzt er hier. Aber, man mag es ahnen, sein Blick ist auf´s Handy gerichtet. Und so ist er geistig und gefühlsmäßig abwesend. An dieser Stelle könnte ich eine zweihundert Seiten dicke Abhandlung über die Schwierigkeit der gesunden Handynutzung schreiben. Sein Körper sitzt also hier, während sein Geist irgendwo mit dem Betrieb da draußen verbunden ist.

Hypnotisiertes Kaninchen

In diesem Szenario falle ich augenblicklich in Trance, wie ein hypnotisiertes Kaninchen. Und so sitze ich, einen Keks mümmelnd, da, bis ich durch irgendeine Sinneswahrnehmung aufgeweckt werde. Gefühlt, bin ich im falschen Film. Ich suche nach der versteckten Kamera. Langsam finde ich in die Realität zurück, die wir hier miteinander gestalten.

Da diese Veranstaltung zum wiederholten Male sicher nicht zur von mir erhofften Begegnung und Einigung führt, empfehle ich mich und wende die Aufmerksamkeit konsequent ebenfalls etwas anderem zu. Gemäß der Devise, was Du kannst, kann ich noch besser, versuche ich sein Verhalten noch nicht einmal zu ignorieren. Ja, bin ich denn bescheuert? schimpfe ich still in mich hinein. Antwort aus meinem Inneren: Och, wenn Du so fragst, ja.

Gemeinsam sind wir doof

Jede Befindlichkeit geht immer auch mit eigenen Entscheidungen einher, kraft der Aufmerksamkeit.

Der Wunsch eines netten Gespräches miteinander bleibt. Und trotzdem kann ich mich von meiner Vorstellung wegbewegen, mich einer zielführenderen Idee zuwenden. Denn ganz offenbar gibt der Andere sich hier jetzt unerreichbar verschlossen, eben nicht gesprächsbereit. Berg oder Mauer, was auch immer, bisher ist es mir nur selten gelungen, diese Verschlossenheit mit den Hörnern zu durchdringen. Und die Mauer zu eskalieren? Zu anstrengend für mich.

Statt dessen sind die eigenen Vorstellungen zu differenzieren. Was für selbstverständlich gehalten wurde – die eigene Vorstellung von dem , was der Partner erfüllen kann, wieder entkoppeln.

So what? What for?

Wenn ich Milch möchte, fragt es sich, ob es Sinn macht, weiterhin einem Ochsen mit dem Melkschemel hinterherzurennen. Anders ausgedrückt, wenn ich jetzt, wie verabredet, einen netten Plausch mit Dir bei Tee und Keks möchte und Du offenbar etwas anderes wichtiger findest , fragt es sich, ob es für mich Sinn macht, dass ich weiter gegen die Wand anrede.

Von sinnlosen Erwartungen abzulassen, diese nicht mehr zu betreiben, ist ein erster Schritt, der die Kraft wieder für etwas Anderes freisetzt.

Zum Beispiel, die eigenen Begehrlichkeiten einmal zu hinterfragen:

Vielleicht hat man sich inzwischen selbst sogar von seiner eigenen Idee, was man jetzt braucht und was gut und richtig sei, entfernt. Und der andere spiegelt einem das jetzt soeben. Wollen ist ja nicht immer auch gleich Brauchen. Was brauche ich denn jetzt wirklich?

Mit dem Kopf durch die Wand

Vielleicht aber verbirgt sich auch eine tiefgründigere Frage hinter meinem beharrlichen Verhalten, meinen Spiegelpartner noch immer anzufragen? Vielleicht geht es mir um mehr oder um etwas anderes, als um Keks, Tee und Milch?

Ochsenstur

Eigentlich eine gute Sache, die Konfrontation mit den ochsensturen Verhaltensanteilen in mir. Denn, so schön es ist, eine gewisse Beharrlichkeit zu besitzen, man kann es eben auch zu weit treiben. Wenn ich immer wieder das Gleiche mache, ist dies auch ein Aspekt für den Beweggrund des Partners.

Die Optionen sind andere, wenn ich meinerseits eine Veränderung an den Tag lege, mal was anderes ausprobiere, meine Wunschvorstellung der gemeinsamen Teatime aufgebe und wer weiss? – stattdessen wieder neue Wege finde, die jetzt freiwerdende Zeit zu gestalten.

Da kommt mir in den Sinn, ich persönlich mag seit Jahren schon längst keine Milch mehr und würde deshalb noch nicht einmal eine Kuh melken wollen. 🙂

Ochsentour

Vielleicht ist diese Corona Zeit aber auch einfach nur eine Ochsentour…

Wir sehen uns, Manu Dillenburg-Lux